Slawische Besiedlung zwischen Saale und Neiße - Germanica Slavica
(4. bis 9. Jahrhundert)
Hunnensturm
Mitte des 4. Jahrhunderts: Bitterkalte Winterstürme und sengende Sommerhitze erschwerten die Lebensbedingungen der nomadischen Reitervölker in den zentralasiatischen Steppen. Vom Hunger getrieben, verließen die Hunnen die unwirtliche Gegend und fegten wie ein grausamer Sturm über das überraschte Europa hinweg. Der Orkan legte sich Mitte des 5. Jahrhunderts und hinterließ Schrecken, Verwüstung und menschenleere Gebiete. Auch das Land zwischen Neiße und Saale blieb bis zum 7. Jahrhundert nahezu unbesiedelt. Das slawische Volk, das sich nach der Eroberung des mittleren Donauraums, heute Slowakei und Ungarn, und über Pannonien, Noricum und Karnien ausbreitete, drang schließlich auch bis zu diesen Gebieten vor und fand sie beinahe unbewohnt.
Sorbenmark
Im Jahr 631 wurden die „Wenden“ erstmals in der Fredegar-Chronik erwähnt, deren Verfasser über Slawen klagte, „die in das Frankenreich einfallen, um es auszuplündern“. Mehrere slawische Stammesverbände besiedelten im Verlauf des 8. Jahrhunderts auch die übrigen Gebiete im Osten Deutschlands. So entstand die historische Landschaft „Germania Slavica“ östlich der Elb-Saale-Linie. In der Lausitz fanden die Milzener und Lusitzi ihre neue Heimat, die Heveller eroberten Gebiete an der Havel und die Liutizen und Abodriten ließen sich in Mecklenburg-Vorpommern nieder. Mitte des 9. Jahrhunderts bildete sich so eine Grenzzone zwischen den Sorben und dem Fränkischen Reich, die in den Fuldaer Annalen erwähnte Sorbenmark, auch der „Limes Sorabicus“ genannt.
Die Stammesverbände der Sorben: Bauer oder Edelmann
9. Jahrhundert: In kleinen Dörfern, die sich zu Stammesverbänden zusammen schlossen, lebten die Sorben friedlich als Bauern. Der sorbische Bauernstand war abhängig von einigen wenigen Adeligen, ihren Stammesfürsten, die über etwa fünfzig Burgbezirke mit zugehörigen Siedlungen herrschten. Der sorbischer „Dux“ regierte sein Gebiet weitgehend unabhängig, die Sorbenmark entrichtete lediglich Tribute an das benachbarte Frankenreich.