Sprichwörtlich - sorbische Weisheiten aus alten Zeiten
In vielen „kurzen Sätzen, die sich auf lange Erfahrung gründen“ (Miguel de Cervantes), spiegeln sich die Mentalität und die Lebensansicht des sorbischen Volkes wieder.
Schon im 15. und 16. Jahrhundert wurde eine mannigfaltige sorbische Volksdichtung gepflegt und nicht nur Volkslieder und Sagen, sondern auch Sprichwörter erzählen von den Erfahrungen und der Weisheit des sorbischen Volkes.
Im 18. Jahrhundert begannen sorbische Studenten, Schriftsteller und Dichter im Zuge einer neuen gesellschaftlichen Entwicklung und eines wieder erwachten, patriotischen Engagements Volkslieder, Märchen, Sagen und Sprichwörter des sorbischen Volkes zu sammeln und niederzuschreiben und haben viele so für die Nachwelt erhalten.
Eine der bedeutendsten Sprichwortsammlungen stammt von dem 1825 geborenen Theologen, Philologen und Hofkaplan Jakub Buk. Der einzige katholische, sorbische Sprichwortsammler achtete darin auf einen hohen Quellenwert und widmete sich außerdem dem Aufzeigen von Varianten einzelner Sprichwörter.
In dem 1971 erschienenem Buch „Wie der Vogel – so das Lied“ sind zahlreiche sorbische Sprichwörter zu finden, die aus einer langen historischen Entwicklung entstandene Erfahrungen in kurzen Sätzen wiedergeben. Jahrhunderte langer Frondienst und herrschaftliche Unterdrückung waren es, die dem sorbischen Volk zu der Erkenntnis verhalfen, dass „Wolfshunger Wolfszähne wachsen lässt“, es weiß aber auch um die Vergänglichkeit der Zeit, denn „Die Uhr kann stehen bleiben, die Zeit geht weiter."
Gute Menschenkenntnis und augenzwinkernden Humor verrät außerdem die sorbische Weisheit: "Keine Frau ist dir böse, wenn du von ihrer Schönheit sprichst."