Trachten – vier Gruppen regionaler Tracht voller Pracht
Etwa im 17. Jahrhundert entstanden die sorbischen Volkstrachten als bäuerliche Kleidung, bei der sich besonders die Sonntags-, Tanz- und Festtrachten durch kunstvolle Perlen-, Tüll- und Kreuzstickerei auf Bändern, Tüchern, Hauben und Schleifen und eine einheitliche Farbsymbolik auszeichnen. Rot ist die Farbe der Kinder und der Jugend, das Erwachsenenalter wird – vor allem bei Hochzeitstrachten – durch die Farbe Grün symbolisiert, eine besonders feierliche Stimmung drückt edles, elegantes Schwarz aus. Ab dem 19. Jahrhundert verloren die Trachten in vielen Regionen an Bedeutung und wurden abgelegt, diese so genannten „Truhentrachten“ werden heute nur noch von sorbischen Traditionsvereinen getragen. In den folgenden vier Regionen hat sich das Trachtengewand sein Ansehen bis zur Gegenwart bewahrt.
Die katholische Tracht zwischen Bautzen, Kamenz und Hoyerswerda: Schleifen, Hauben und katholischer Glauben
Die Tracht der katholischen Sorbinnen wird im Raum zwischen Bautzen, Kamenz und Hoyerswerda getragen. Noch 1956 könnte man täglich an über 2500 Frauen die knöchellangen, dunklen Röcke und die auffallenden, schwarzseidenen Schleifen des breiten Kopfbandes bewundern. Mit dem großen Kopftuch erscheint die katholische Tracht ähnlich einem Nonnengewand. Die Brauttracht der katholischen Sorbinnen zeichnet sich durch ein besonderes Schmuckstück aus. Auf einer Münzschnur werden seltene Jubiläums- und Silbermünzen gesammelt, das typische Schmuckelement wird von Generation zu Generation weiter gegeben.
Die Niedersorbische Tracht: Seide, Spitzen und Lapa-Tuch beim Spreewaldbesuch
Die Niedersorbische Tracht, oft als „Spreewaldtracht“ bezeichnet, ist ein malerisches Trachtengewand aus Seide und Tüll, besetzt mit kostbarer Spitze, das vor allem durch die „lapa“ auffällt. Für diese große, kunstvolle Kopfbedeckung werden bunt bestickte, seidene Tücher auf Gaze oder Pappe aufgezogen und kunstvoll befestigt. Die charakteristische Form des Kopftuches und der verschiedenartige Besatz der Oberröcke gibt Auskunft über die Gemeindezugehörigkeit der Trägerin.
Die Hoyerswerda Tracht: Nackenschleifen und Silberreifen
Typisch für die reich bestickte Hoyerswerda Tracht sind die, mit einer Schleife im Nacken gebundenen, Hauben aus Tüll oder Seide sowie die gefalteten, gekrausten Ärmeln, die die Schultern umschließen. Brautpaare in Hoyerswerda zeigen sich in Hochzeitstrachten mit samtenen, hohen, oben offenen Pappzylindern, die „borta“ der Braut wird am oberen Rand mit einem glänzenden Silberreif verziert. In anderen Gemeinden umschlingen den Kopf der Braut besondere Bänder, die Schürzen der Hochzeitsgewänder beeindrucken mit kunstvoller Loch- und Tüllstickerei.
Die Schleifer Tracht rund ums Kirchdorf Schleife: Traditioneller Blaudruck und Schleifen zum Schmuck
Die ursprünglichste Tracht der Sorben ist die Schleifer Tracht, die in den sieben Dörfern der Schleifer Region Schleife, Rohne, Mühlrose, Groß Düben, Halbendorf, Mulkwitz und Trebendorf getragen wird und sich den Charakter einer echten Bauerntracht bewahrt hat. Leinen, Wolle und Kattun in kräftigen Farben werden mit Lochstickereien aus einfachen Motiven gestaltet, eine malerische Haube aus rotem Kattun tragen die Mädchen und eine aus blauem oder grün-weißem Stoff die Frauen. Die Haubenbänder werden mit Schmuckschleifen unterm Kinn verziert. Ein blau-grün gestreiftes Wolltuch und großflächige Blaudruckschürzen, die an Festtagen durch eine weiße Leinwandschürze ersetzt werden, vervollständigen das typische Erscheinungsbild.